Menschen mit Demenz leiden häufig am Abbau der kognitiven Fähigkeiten. Es treten Gedächtnisstörungen auf, sie verlieren die Orientierung, das logische Denken ist beeinträchtigt. Bei fortschreitender Demenz erschwert sich zusätzlich das Sprechen oder das Verstehen von Wörtern.
Eine angepasste Kommunikation ist eine der wichtigsten Grundlagen, um Menschen mit Demenz würdevoll zu begegnen, zu betreuen und zu pflegen; gefragt sind Sensibilität, Einfühlungsvermögen und Geduld.
Ein Beispiel, das auf viele Situationen übertragbar ist:
Ein Mann im mittleren Alzheimerstadium isst zum Frühstück gerne Eier. Seine Tochter fragt, ob er heute ein gekochtes Ei oder Rührei möchte. Er entscheidet sich für Rührei. Als die Tochter es serviert, schiebt der Vater den Teller aufgebracht von sich: «Du hörst mir nie zu! Ich wollte ein gekochtes Ei! Das will ich nicht.» Die Tochter reagiert: «Das tut mir leid. Ich habe dich wohl falsch verstanden. Entschuldige bitte. Ich mache dir jetzt gerne ein gekochtes Ei!»
Anhand dieses Beispiels lassen sich Empfehlungen zur respektvollen und würdevollen Kommunikation darlegen.
- Stellen Sie zwei Optionen zur Auswahl
In diesem Fall hat die Frage nach Rührei oder gekochtem Ei den grossen Vorteil, dass die Person mit Demenz spürt, dass sie mitentscheiden darf und die eigene Meinung von Bedeutung ist. Wenn Betreuungspersonen regelmässig für Betroffene entscheiden, kann das ein Gefühl des Ausgeliefertseins vermitteln. Erst im späten Stadium der Erkrankung ist die Wahl zwischen zwei Optionen nicht mehr möglich. Dann ist es wichtig, die Vorlieben der betroffenen Person zu kennen und dieses Wissen bei der Betreuung mit einzubeziehen.
- Akzeptieren Sie die Wahrnehmung der erkrankten Person
Im Beispiel ist der Mann überzeugt, dass er ein gekochtes Ei bestellt hat. Diskussionen und Argumentationen sind jetzt sinnlos. Jede Anmerkung, wie zum Beispiel «Das stimmt nicht, du hast Rührei bestellt», bringt nichts. Personen mit Demenz sind nicht in der Lage, sich mit solchen Argumenten auseinanderzusetzen und zu diskutieren – oft reagieren sie aufbrausend und ärgerlich.
- Vermeiden Sie klassische W-Fragen
Mit Fragen wie «Warum hast du das gemacht? Wann war der Nachbar letztes Mal bei Dir? Was hast du heute zum Mittag gegessen?» überfordern Sie Menschen mit Demenz; besonders wenn die Krankheit voranschreitet und die kognitiven Fähigkeiten immer mehr verschwinden. Die Betroffenen können sich nicht erinnern, ärgern sich über sich selbst, schämen sich und verzweifeln daran.
- Mit geschlossenen Fragen können Sie sich an die Antworten herantasten: «Ich habe die Kartoffelschalen in der Küche gesehen. Hast du dir Bratkartoffeln gemacht?» oder «Dein Nachbar hat mir erzählt, er war gestern zu Besuch bei dir. War es schön?». So ist das Gespräch die Person mit Demenz angenehm und sie wird nicht überfordert.
- Suchen Sie Blickkontakt
Sehr wichtig ist der Augenkontakt. Rufen Sie der Person mit Demenz nicht etwas aus einem anderen Zimmer, von der Seite oder von hinten zu, sondern gehen Sie auf Augenhöhe. Dann sehen Sie, ob die Frage oder Aufforderung verstanden wurde.
- Nutzen Sie einfache Sätze mit einer Information
Menschen mit Demenz können zu viele und zu komplizierte verbale Informationen nicht verarbeiten. Sprechen Sie langsam und in kurzen, einfachen Sätzen. Vereinfachen Sie alles so weit wie möglich. Planen Sie wenige Aktivitäten auf einmal. Sagen Sie beispielsweise nicht: «Zieh dich schon mal an. Wir gehen zum Supermarkt, dann hast du einen Arzttermin und wir müssen auch noch in die Apotheke. Danach lade ich dich in dein Lieblingsrestaurant ein und am Abend kommt Petra zu Besuch.» Dies würde die betroffene Person masslos überfordern. Vermitteln Sie jede Information einzeln und zeitlich angepasst. Also nach dem Einkauf im Supermarkt: «Jetzt gehen wir zum Arzt»; nach dem Arzttermin: «Wir gehen jetzt in die Apotheke» usw.
- Bestätigen und loben Sie
Menschen mit Demenz wollen sich wie gesunde Menschen zugehörig fühlen und spüren, dass sie wertvoll und willkommen sind. Das erreichen Sie mit positiven Botschaften wie «Schön, dass du da bist» oder «Danke für deine Hilfe».
Wichtig ist, dass Sie das, was sie sagen, auch wirklich so meinen. Menschen mit Demenz haben oft ein feines Gespür und reagieren entsprechend.