Wenn die Tage kürzer werden, drückt das auf die Stimmung. Gerade Menschen, die unter Einsamkeit leiden, macht die dunkle Jahreszeit zu schaffen – darunter sind viele Senioren. Diesen Umstand spüren auch die Telefonberaterinnen und -berater der Dargebotene Hand «Tel 143»: «In dieser Jahreszeit wenden sich speziell häufig Menschen an uns, für die wir traurigerweise der einzige persönliche Kontakt sind,» erklärt Klaus Rütschi, Geschäftsführer der Dargebotenen Hand Zentralschweiz. Mit der Pandemie habe das Thema Einsamkeit bei der Telefonberatung nochmals zugenommen und sich aktuell auf hohem Niveau stabilisiert. Etwas fällt Rütschi dabei auf: «Wir haben im Vergleich zu vorher deutlich mehr männliche Anrufer im Seniorenalter, die sich deswegen an uns wenden. Die Mehrheit der Anrufenden ist zwar immer noch weiblich, doch die Männer holen seit 2020 auf.» Scheinbar haben die Auswirkungen der Pandemie deren «Leidensdruck» erhöht, dass auch sie das Hilfsangebot von «Tel 143» vermehrt annehmen.
Zeit schenken, Verständnis zeigen
Wie sieht denn die Hilfe aus, die die Beraterinnen und Berater am Telefon geben können? Das sei von Fall zu Fall unterschiedlich, erklärt Klaus Rütschi. Die speziell ausgewählten und ausgebildeten ehrenamtlichen Beratenden reagieren individuell auf die Hilfesuchenden, für diese Aufgabe werden sie 200 Stunden geschult. «Vereinfacht gesagt, geht es darum, den Menschen Zeit zu schenken, zuzuhören, sie ernst zu nehmen und Verständnis zu zeigen», erklärt Klaus Rütschi. «Auf keinen Fall sollte man ungefragt Ratschläge erteilen, stattdessen mit Fragen wie ‹Was bereitet Ihnen Freude?› oder ‹Was würde Ihnen helfen?› Hilfestellung zu allfälligen Lösungen bieten.» Diese Punkte könne jede und jeder auch im persönlichen Umgang mit Betroffenen berücksichtigen. «Vielleicht muss dann jemand weniger die Dargebotene Hand kontaktieren.»
Grosse Verunsicherung
Über mangelnden Kontakt kann sich die Dargebotene Hand nicht beklagen, im Gegenteil: Schon während Corona verzeichneten sie Rekordzahlen. Letztes Jahr wurde allein die Zentralschweizer Regionalstelle über 17’000-mal kontaktiert. Und dieses Jahr könnte der Rekord nochmals gebrochen werden: «Im Durchschnitt erhalten wir rund 180 Anrufe mehr am Tag. Für zusätzliche Verunsicherung sorgt der Krieg in der Ukraine, die unsichere wirtschaftliche Lage, die hohen Inflationsraten mit dem dazugehörenden starken Anstieg der Preise für Benzin und Lebensmittel sowie der Mieten, Hypozinsen usw.» Dies gelte auch für Seniorinnen und Senioren; sie machen sich häufig Sorgen, dass sie nicht genug zu essen haben – weil sie bei einem allfälligen Krieg nicht in der Lage wären, Essensvorräte anzulegen, so wie sie das von den früheren Kriegen gelernt hätten. Auch diese Sorge gelte es ernst zu nehmen und verständnisvoll zu reagieren, erklärt Rütschi.
Wir haben einige Tipps zur Führung solcher Gespräche zusammengestellt.